Vom 22. August bis 19. September 2019 wird unter diesem Titel der 100. Geburtstag von Kurt Volk mit einer Verkaufsausstellung gefeiert.

Ein Gebäude im Basler Industrieareal Dreispitz, das kurz vor dem Abbruch steht, und in welchem zur gleichen Zeit die Musiktheaterproduktion «im Zwischen» von Volk & Glory gespielt wird, gibt den Werken einen stimmungsvollen Rahmen.

100 j kv

Flyer als PDF

Öffnungszeiten: sonntags jeweils von 14:00–17:45 Uhr, sonst jeweils vor den Vorstellungen von 18:30–19:45 Uhr.

Do 22.8., 18:30 Uhr (Vernissage)
Fr 23.8. / Sa 24.8. 18:30–19:45 Uhr
So 25.8. 14:00–17:45 Uhr
Di 27.8. / Do 29.8. / Fr 30.8. / Sa 31.8. 18:30–19:45 Uhr
So 1.9. 14:00–17:45 Uhr
Do 5.9. / Fr 6.9. / Sa 7.9. 18:30–19:45 Uhr
So 8.9. 14:00–17:45 Uhr
Di 10.9. / Mi 11.9. / Do 12.9. / Fr 13.9. 18:30–19:45 Uhr
So 15.9. 14:00–17:45 Uhr
Do 19.09., 18:45 Uhr (Finissage)

Ausstellungsort: Mailandstrasse 28, 4053 Basel

Kurz vor Ausstellungsbeginn:

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Zur Ausstellung

Es kommt selten vor, dass ein Künstler von einer nachfolgenden Generation Kunstbegeisterter neu zu entdecken ist. Beim Basler Maler Kurt Volk (1919 bis 1993) ist dies der Fall: Der reiche Nachlass des Künstlers ist zum ersten Mal seit 2004 wieder ausserhalb seines Lagerorts in einer Ausstellung zu sehen – und das in seiner ganzen Vielfalt: Werke auf Leinwand oder Karton, Ölbilder, Skizzen auf Papier, Glasbilder, Keramikplatten und Objekte aus Holz oder Gips zeugen von unbändigem Schaffensdrang und künstlerischer Meisterschaft.

Am 19. September 2019 wäre Kurt Volk hundert Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass hat seine Tochter, die Musikerin und Theaterfrau Christina Volk entschieden, den umfangreichen Nachlass ihres Vaters einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Die Ausstellung im Gebäude der ehemaligen Transportfirma Burkard & Jundt AG folgt keiner strengen Ordnung oder Chronologie. Bilder und Skizzen sind frech und scheinbar zufällig angeordnet, in ihrer Reihung entstehen jedoch überraschende Zusammenhänge. Kurt Volks Werk ist hier zu erkunden und neu zu entdecken.

Aus der Vergessenheit holen

Das lohnt sich, denn der Zeitgenosse von Künstlern wie Max Kämpf, Romolo Esposito, Otto Abt oder Irène Zurkinden ist leider etwas in Vergessenheit geraten. Wer nach Bildern in alten Katalogen oder gar nach einer Monografie recherchiert, sucht vergeblich. Dabei ist Volk ein Maler mit einer abgeschlossenen künstlerischen Ausbildung (bei Arnold Fiechter, Theo Eble und Walter Bodmer), der sich später als Schüler von Charles Hindenlang weiterschulte, vor allem in der Glasmalerei. Volk stellte regelmässig an den Basler Weihnachtsausstellungen aus, er hat in vielen öffentlichen Bauten Glasbilder (zum Beispiel in der Reformierten Kirche Bottmingen und in der Friedhofkapelle Allschwil) sowie Wandschmuck (etwa «Ländliches» im Niederholzschulhaus Basel) gemacht, und er ist gar der Schöpfer einer Pro Patria-Marke von 1971. 

Das künstlerische Schaffen von Kurt Volk ist durch besondere Themenkreise gekennzeichnet: die vier Elemente, Tages- und Jahreszeiten, Fasnacht und Zirkus, Landschaften, insbesondere Seen und Wasser, Pflanzen und Tiere, Tierkreiszeichen, Portraits setzt er in verschiedensten Techniken um.

Portraits von ungeschminkter Realität

Vincent van Goghs Werk ist vor allem Farbe, Giovanni Segantinis Werk vor allem Licht.  Kurt Volks Oeuvre ist dem Bildnis gewidmet. Naturgemäss sind seine Menschenbildnisse eher unter den Ölbildern und den Zeichnungen, weniger unter den Glasarbeiten zu finden. Ein frühes Portrait des Bruders zeigt einen leicht vorgebeugt sitzenden Mann mit zweiflerischem Gesicht, vielleicht ein Schlüsselwerk des Malers. Familienmitglieder, besonders die beiden Kinder, kommen oft vor, ungeschönt, unsentimental, ausdrucksstark. Frauenportraits sind manchmal etwas idealisierend, gelegentlich aber, besonders wenn mehrere Versionen vorhanden sind, auch von ungeschminkter Realität.

Eine Bilderkategorie für sich sind die Harlekin-Portraits des früh verstorbenen Sohnes Jan: Ölbilder, Zeichnungen und, besonders erwähnenswert, Glasbilder. Es ist nicht der Harlekin der Basler Fasnacht, es ist der Arlecchino der Commedia dell’Arte, der immer auch den Tod bedeutet. Es gibt ein quadratisches Glasbild in dunklen Tönen, das einen sitzenden Harlekin mit Gitarre zeigt, der eine schwarze Halbmaske trägt – ein eindrückliches, hintergründiges Bild. 

Seelenkartografie

Auch bei den Tierbildern, die oft in Bleiglastechnik gestaltet sind, könnte man von Portraits reden. Vielleicht spricht Volk verschlüsselt von menschlichen Eigenschaften, wenn er Tiere darstellt, beim Fuchs von Schlauheit und Wendigkeit, bei der Katze von Sinnlichkeit und Unabhängigkeit, beim Widder von Kraft und Stärke, beim Pferd von Schnelligkeit und Schönheit, bei den Fischen und den Vögeln von Freiheit, von Beweglichkeit und der Fähigkeit, im je eigenen Element zu leben. Es bleibt bei Volks Tierdarstellungen viel Rätselhaftes, schwer zu Deutendes, ähnlich, wie wenn uns im Traum Tiere erscheinen: die verwandte und doch fremde Kreatur. Der Künstler scheint dieser absichtsvoll ihr Geheimnis zu lassen.

Ähnlich verhält es sich mit seinen Blumenbildern: Die Sonnenblumen, ein wiederkehrendes Sujet, sind alles andere als lieblich; sie sind kraftvoll, geradezu männlich, aber auch mit dunklen Konturen geschützt und gepanzert. Ob sie den Künstler selber darstellen?

Selbst die Gestirne, aber auch Landschaftsbilder, könnten Seelenkartografie sein. Auffällig oft kommt die Petersinsel im Bielersee vor, die bei Volk wohl weniger den Traum von der Ferieninsel, sondern eher die Toteninsel verkörpert.

Ein festes Koordinatennetz

Manchmal bekommt man das Gefühl, Volk spreche bei aller sichtbaren Vordergründigkeit, in Symbolen in heraldischen Zeichen und Hieroglyphen, manchmal gegenständlich, dann wieder in verschiedenen Stufen von Stilisierung und Abstraktion. Beim Bildaufbau fällt oft die horizontale oder vertikale Gliederung auf oder aber die starke Betonung der Diagonalen. Der Maler, der dem schriftlichen Ausdruck zeitlebens ausgewichen ist, scheint in einem festen Koordinatennetz Strukturierung und räumliche Orientierung gefunden zu haben.

Kurt Volk verzichtete konsequent auf die Datierung seiner Arbeiten. So macht er den Betrachtenden die zeitliche Orientierung und Einordnung sowie das Nachvollziehen seiner künstlerischen Entwicklung schwer. Doch ob die Werke nun aus dem Frühwerk oder aus späteren Schaffensphasen stammen – immer sind sie formal gekonnt und farblich ausgewogen. Bewusst habe er sie gestaltet, sagte er, bewusst das Gefällige und Elegante gemieden, bewusst das Einfache, gar Lapidare gesucht.

Volks Schaffen zeichnet sich auch durch die Vielfalt der Techniken aus. Neben Glasbildern, in welchen gestalterisch und technisch eine grosse Meisterschaft und Individualität erreichte, finden sich Graffiti, die auch Entwürfe zu Wandbildern wurden. Originell sind auch Kurt Volks bemalte alte Paletten. «Für mich ist das Bemalen von gebrauchten Holzpaletten wichtig geworden. Einerseits hat es Aspekte eines zeitgemässen Recyclings, andererseits ist es auch ein Zurückgehen auf eine mittelalterliche Technik (Tafelbilder sind eigentlich Bilder auf Holztafeln)», sagte der Künstler einst. Immer sind die Längs- oder Querlatten sichtbar, oft scheint, was den Werken Lebendigkeit und Natürlichkeit gibt. Im Zusammenhang mit Volks Vielfalt an Techniken sind schliesslich auch seine verschiedenen Objekte zu erwähnen, die in der Ausstellung zu sehen sind. Und nicht zuletzt schuf der Künstler auch Teppichentwürfe, welche von Lisa Volk-Mattmüller in Webkunstwerke umgesetzt wurden.

Es bleibt noch die Frage nach der Einbindung des Künstlers in seine Zeit. Wie manifestieren sich in seinem Werk zum Beispiel seine Erfahrungen in der Schweiz während dem Zweiten Weltkrieg als Sohn ehemals deutscher Eltern?

Seine Tochter Christina Volk sagt, dass ihr Vater von Politik nichts wissen wollte, dass er auch nie politische Aussagen machte und kein Interesse daran hatte, dass seine Bilder politisch gedeutet werden könnten.

Der Künstler selber sagte: «In meiner Arbeit versuche ich, dem ganz Alltäglichen Form und Ausdruck zu geben, und hoffe, damit Freude am Geringen und Selbstverständlichen zu wecken.»

Ein Glücksfall

In der rohen Betonhalle des Burkardt-Jundt-Hauses kommen die Werke besonders gut zur Geltung. Der Raum nimmt sich ganz zurück und lässt die Bilder wirken. Vor diesem Hintergrund lässt sich das Werk von Kurt Volk auf ideale Weise neu entdecken.

Für Christina Volk ist das Gebäude ein Glücksfall. Ursprünglich auf der Suche nach einem geeigneten Ort für ein neues Musik- und Theaterprojekt, fand die Theatercrew mit dem vielgeschossigen Gebäude auf dem Dreispitz auch gleich die perfekte Möglichkeit, den Werken von Kurt Volk eine passende Bühne zu bereiten. Im obersten Stockwerk die Ausstellung, darunter auf zwei Etagen das Stück «im Zwischen» der Gruppe Volk & Glory, das vom 21. August – 21. September aufgeführt wird.

Kuratiert und aufgebaut hat die Ausstellung dasselbe eingespielte Team, das bereits die Ausstellung von 2004 organisierte: Susanne Attinger, Pamela Jossi, Therese Schmassmann und Sandra Suhr haben die Bilder ausgewählt, arrangiert, aufgehängt und den Raum ausgestattet. Die vier Frauen haben die Ausstellung entstehen lassen, anstatt sie zu konzipieren. Immer im Dialog mit Christina Volk.

So haben sie einen würdigen Rahmen für einen Künstler geschaffen, dem die Zeit nicht wichtig war und der vor allem das Alltägliche, Einfache suchte.

Die Ausstellungsmacherinnen:

Susanne Attinger

Pamela Jossi, Kunstglaserei Jossi, Basel, www.glasmalerei-schweiz.ch/kunstglaserei-jossi.html

Therese Schmassmann, Schmassmann Bauleitung und Handwerk, Birsfelden, www.schmassmann-bau.ch

Sandra Suhr, Modellbau, Basel, www.sandrasuhr-modellbau.ch